Langsam

Sie ist heute den 3. Tag aus dem künstlichen Koma raus. Sie ist aber immer noch sehr weggetreten und schwach. Ihre Stimme kommt langsam wieder, leise, mehr ein krächzen, aber die Stimme kommt.

Ihr Augen konnte sie heute auch schon etwas weiter öffnen. Sie hat Hunger. Sie wollte unbedingt eine Banane, aber die Krankenschwester konnte ihr keine geben, es ist immer noch nicht sicher ob sie schlucken kann. Wir konnten ihr aber etwas von der Trinknahrung in eine Spritze aufziehen und ihr es tröpfchenweise in den Mund geben, damit sie wenigstens Bananengeschmack hatte. Sie wollte aber nicht einsehen das sie keine Banane bekommt, oder sie nicht schlucken kann. Sie bestand darauf das es geht. Sie hat eine Nasensonde um ihr Nährstoffe zuzuführen, aber sie hatte eben Hunger und wollte essen.

Das tat mir wieder so leid. Der Geist in ihr scheint hellwach, aber der Körper ist sehr schwach. Selbst das Husten fällt ihr schwer und wir haben alle Bedenken das sie richtig abhustet buw wenn sie etwas Auswurf hochhustet, diesen auch schlucken kann. Denn auspucken klappt gar nicht.

Der Blutdruck war heute extrem am schwanken. Als wir kamen war er so um 135/x bis 145/x, als sie schlief ging er runter auf 115/x. Sie bekam ein Abführzäpfchen und als das Anfing zu wirken und sie sich wehrte und es dann doch aber zuließ ging der Blutdruck manchmal hoch auch 170/x. Sie war stellenweise sichtlich genervt. Zu einem weil wir oft nicht gleich verstanden haben was sie sagt, zum anderen natürlich die Situation. Sie wollte auf den T-Stuhl, ging ja nicht. Sie verneinte immer dass das Zäpfchen gewirkt hatte, aber es war dann doch eine Menge Stuhl abgegangen. Es ist halt alles blöd und unangenehm und sie ist so völlig unselbstständig.

Es gab aber auch ein paar schöne Momente. Als wir kamen versuchte sie zu lächeln. Sie hat also wieder stark auf meine Sis und mich reagiert, sich gefreut das wir da sind. Auch bei manchen Dingen die wir erzählten, zog sie die Mundwinkel hoch und lächelte. Die Augen immer auf Halbmast und in alle Richtungen verdreht. Aber sie gibt sich Mühe und kämpft. Das war so schön anzusehen. Sie gibt nicht auf, auch wenn sie manche Dinge verweigert, genervt ist und sie ungeduldig ist wie lange das alles dauert.

Als meine Sis so um 15 Uhr gehen musste, versuchte sie sogar zu winken, bekam ihren Arm aber kaum hoch. Um halb 4 etwa machte die Schwester die Mama sauber vom Abführen. Danach schlief Mama ein und ließ sich auch kaum wecken. Das sie eine Inhalationsmaske aufbekam hat sie nicht mitbekommen, auch nicht das absetzten dieser. Auch als danach das Beatmungsgerät aufgesetzt wurde, bekam sie nicht mit.

Ich blieb die ganze Zeit bei ihr und wartete das sie aufwacht, damit ich mich verabschieden konnte für heute. Um halb 5 schlief sie immer noch tief und fest und ich bin dann gegangen. Natürlich habe ich ihr trotzdem gesagt, das ich nun gehe. Ich habe ein blödes Gefühl dabei. Sie wacht auf und ich bin nicht mehr da. Das macht sie bestimmt traurig und ich möchte nicht das sie denkt, das ich sie alleine lasse. Ich weiß nicht in wie weit ihr Bewusstsein wirklich da ist, oder ob sie alles noch wie in einem Traum erlebt.

Jeden Tag sind es ganz kleine Minischritte. Aber es sind Schritte ins Bewusstsein, zurück zu uns, zurück ins Leben.  Sie scheint aber auf jeden Fall alles zu verstehen und kann auf Fragen ob ihr z.B kalt ist mit Nicken/Kopfschütteln antworten. Ich hoffe morgen ist ihre Stimme wieder ein bisschen mehr da und sie ist wieder ein bisschen wacher. Ich weiß, ich muss auch geduldig sein. Ich bin geduldig, aber ich will Mama nicht so leiden sehen. Das ist das Schlimmste für mich und ich wünschte ich könnte ihr das alles abnehmen.

Wir lieben dich Mama ♥

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