Es ist eine Weile her, ich weiß. Ich kam nicht zum Schreiben, weniger als davor noch.
Die Zeit nach Papas Tod war schwer und auch seltsam für mich. Der Schmerz sitzt tief und doch kann ich nicht richtig trauern. Ich trauere immer noch um meinen Mann und dann stirbt mein Pa, 1 Jahr nach meinem Engel. Da ist irgendwie kein Platz für noch mehr Trauer. Ich vermisse ihn wahnsinnig und ich spüre jeden einzelnen Riss in meinem Herzen.
Zum 01. Mai hin habe ich es dann auch geschafft endlich umzuziehen. Also endgültig. Zuvor war ich schon immer unter der Woche im Haus und am Wochenende bei mir. Mit der Zeit blieb ich auch am Wochenende im Haus und war nur noch sporadisch, vielleicht 1 mal in der Woche für ein paar Stunden bei mir zu Hause. Packen…Kisten über Kisten und dabei hatte ich soviel aussortiert, verschenkt, entsorgt…
Naja eigentlich bin ich dann Anfang April umgezogen. Nachdem ich erst einen aussichstlosen Kampf gegen die Hausverwaltung/Besitzer gekämpft hatte. Zum Glück hat dann Avni , innerhalb von 2 Tagen, Leute und einen Wagen organisiert. Meine Schwester hat auch geholfen und so ging der Umzug innerhalb eines Tages über die Bühne. Zum 01. Mai habe ich mich dann offiziell umgemeldet. Spätestens ab dem Zeitpunkt war die Adlerstrasse nur noch Geschichte…ein Kapitel im Leben….
Danach war ich noch mal bei mir zu Hause und habe mich verabschiedet. Bin durch die leeren Räume mit Wehmut und einer Flut an Erinnerungen. Ich hörte wie wir lachten und Schatten der Vergangenheit huschten an mir vorbei. Das Bild an der Wand hatte ich überstrichen…ich berührte es, unter der ganzen weißen Farbe, in dem ich meine Hand auf die Wand presste, wo einst sein Bild war und es kribbelte in meiner Hand. Ich spürte seine Energie. Ich entschuldigte mich und weinte.
Danach verließ ich die Wohnung. Ich wollte mich nicht umschauen, tat es an der Tür aber doch. Ein heftiger Stich traf mein Herz und ich dachte nur – ich weiß Baby…es ist vorbei..der Kampf ist vorüber und ich kann nichts mehr tun.
Ein paar Tage später war die Schlüsselübergabe…
In meinem neuen – alten zu Hause packte ich nach und nach alle Kisten aus. Schlimm war, zuerst Papas Sachen wegzuräumen, damit ich Platz habe. Ich habe das mittlere Badezimmer in Kisten gepackt und in den Keller verstaut. Auch sein Schlafzimmer ausgeräumt, bis auf den Kleiderschrank. Alles im Keller nun. Ich bringe es nicht übers Herz alles weg zu geben, oder gar fort zu schmeissen…
Der Kleiderschrank ist riesig – das freut ein Mädchenherz natürlich sehr, aber die Umstände sind halt scheisse…nach ein paar Wochen, so 2,3, war ich dann fertig eingerichtet. Nach weiteren 3 Wochen kam dann der Erbschein und der geänderte Grundbucheintrag. Meine Schwester und ich sind nun Eigentümer des Elternhauses. Es ist nun mein Haus, mit allen Rechten und Pflichten und allem drum und dran. Ich musste mich nun mit ganz anderen Dingen befassen. Versicherungen wie Haftpflicht, Gebäudeversicherungen usw. Mitgliederversammlungen und der ganze Kram. Naja läuft…
Als der ganze Papierkram erledigt war und alles in seinen neuen Bahnen lief kam ich zur Ruhe. Das war anstrengend. Ich saß (sitzte heute immer noch) Abends im Garten. Ich schaue den Wolken zu, wie sie vorüber ziehen, höre den Spatzen und Amseln zu, wie sie ihr Revier verteidigen und sehe die Bussarde, wie sie ihre Kreise ziehen und jagen.
Diese Ruhe in dem Garten. Anders als bei mir, denn da kam immer mal jemand reingeschneit. Aber hier?, hier ist dem nicht so. Wenn die Mama abends versorgt war, war ich ganz alleine. Ganz alleine mit meinen Gedanken die ihren Weg an die Oberfläche fanden. Verdrängte Gedanken und Erinnerungen. Ich musste mich wohl oder Übel damit konfrontieren. Und das tat ich! Es war heftig. Schmerzhaft. Ich konnte nicht mehr…
Alles das wofür ich keine Zeit hatte, alles das was begraben wurde, weil ich mich doch nicht hängen lassen konnte und alles das was ich nicht sehen wollte. Alles das kam hoch und traf mich wie ein Laster auf der Autobahn, ungebremst…ungefiltert…Dinge aus den vergangenen 1 1/2 Jahren…
Es hat Tage gedauert bevor ich auf einmal etwas positives spürte. Ich spürte eine Art von Leichtigkeit, einer Art Tiefenentspannung. Das ganze schwarze, bedrückene und die ganze Last sind von mir abgefallen. Ein seltsames Gefühl. Manchmal habe ich sogar ein schlechtes Gewissen deswegen. Wie kann ich mich so wohl und leicht fühlen, wenn mein Herz so schwer wiegt von der Trauer?
Mein Freundeskreis:
Mit Geisenheimer habe ich nichts mehr zu tun. Es sind böse und hässliche Dinge passiert, seinerseits.
Mit „BF“ habe ich nur selten Kontakt. Sie schreibt mir über WhatsApp alle 1, 2 Monate mal ein „Hallo wie gehts dir?“ Ich antworte kühl und kurz „alles Bestens“. Ich weiß nicht ob ich den Kontakt mit ihr aufrecht erhalten möchte…
Rumpelstielzchen sehe ich einmal die Woche im Schnitt, wenn ich nach Wiesbaden rein fahre und mein altes Revier besuche.
Mit Künstlerin telefoniere ich hin und wieder und wir treffen uns dann und wann mal in der Stadt.
Rocky ist mir inzwischen ein treuer Freund geworden. Er kommt mich manchmal besuchen und manchmal quatschen wir uns so fest, dass kein Bus mehr fährt und er über Nacht bleibt.
Die Kasteller Jungs sehe ich gar nicht mehr. Auch schreiben eher selten, aber sie sagen immer wieder, sie vergessen mich nicht.
Mit Avni läuft es .. tja … wie läuft es. Wir hatten ja schon im letzten Jahr einen recht engen Kontakt. Seit dem ich weg gezogen bin, telefonieren wir jeden Tag. Auch wenn es nichts neues gibt, ruft er an und beschwert sich auch, warum ich ihn nicht mal anrufe. Zudem schreiben wir uns auch über WhatsApp. Er hasst schreiben, sagt er, dennoch tut er es.
Meine Schwester kommt einmal die Woche Mama und mich besuchen. Dann essen wir gemeinsam Mittag und verbringen einen lustigen Nachmittag miteinander. Dabei ein reger Austausch an Neuigkeiten. Wir verbringen auch mal so Zeit miteinander. Wir waren paar mal schon im IKEA und haben uns schlappgelacht. Auch mal ein Bummel in der Stadt ist drin. Mama geht es soweit gut, dass sie für ein paar Stunden alleine sein kann.
Mir persönlich geht es gut. Ich bin voller Leichtigkeit und mein Alltag besteht aus Mama versorgen, kochen, waschen, putzen – Haushalt eben. Dazwischen telefonieren und WhatsApp schreiben, am PC hängen und spielen. Abends, wenn ich im Garten sitze, denke ich viel nach. Manchmal weine ich. Ich weine um meinen Engel und meinem Papa und ich weine, weil es mir gut geht….bescheuert ich weiß….
Gleich kommt meinen Sis…bis dann ♥
Dir geht es gut……das ist ja schön zu lesen.Alles in allem ….. ist schön zu lesen.Also ich meine den Natürlichen Ereignissen angepasst….schön.Es hat sich sehr viel getan wie ich las.Und Du mittendrinn.Es geht weiter ,liebe Vero.Ich dachte…und denke an Dich.Lieben Gruß Pamela.
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