Gedankensammlung

Morgen kommt Mam nach Hause. Das Fieber geht runter, die Ärzte wissen nach wie vor nicht was es ist, was für ein Virus es war. Ich war so sauer das ich sagte:“Sollen die doch mal bei Wikipedia nachsehen was es für Viren gibt und diese abarbeiten!!! Für was studieren die eigentlich!?“ Hoffe sie muss nicht wieder 3 Tage später wieder rein….

Pa ist stabil soweit. Er schläft viel. Das kenne ich von meinem Engel noch… Wir sind total eingespielt. Medigabe, Körperpflege, Unterhaltung – läuft alles. Pa ist irgendwie voll süß geworden. Es ist die Art wie er redet. Manchmal fast kindlich, verletzlich. Liegt am Morphium… Es fehlt ihm auch an Luft, deswegen drückt er sich recht einfach aus. Aber nicht blöde…es ist schwer zu erklären… Im Gegensatz muss man ihm die einfachsten Dinge erklären. Ma und Sis verlieren schnell die Gedult dabei. Ich erkläre es ihm 5 mal am Tag und jedes mal so, als erkläre ich es zum ersten mal….

Die Tage fragten beide mich, was ich mir zum Geburtstag wünsche. Meine Reaktion innerlich war eher – bitte was? Wen interessiert mein Geburtstag? Ich bin in einem anderen Modus..mein Geburtstag interessiert mich nicht… Was ich mir wünsche ist einfach.

Ich wünsche mir meinen Mann zurück! Ich wünsche mir mein Leben zurück! Ich wünschte meine Eltern könnten ihren Lebensabend gesund genießen, wie es sein sollte… Diese Wünsche werden nicht erfüllt. Wie auch… Unser Leben ist gekennzeichnet mit Krankheit, Schmerz und Tod.

Mein Geburtstag interessiert mich nicht. Ich werde 40. Eigentlich feiert man die „Nuller“. Aber es gibt Dinge, die sind wichtiger. Es ist für mich selbstverständlich für meine Eltern da zu sein, sie zu unterstützen. Wie ich es auch für mein Baby getan habe. Mein Engel hat immer gesagt – sehe nichts im Leben als selbstverständlich an! Er hat schon Recht damit…dies ist aber etwas anderes. Es ist nicht meine Pflicht, ich bereinige nicht mein Karma damit, noch will ich Anerkennung, oder gar einen Preis! Es ist das mindeste das ich zurück geben kann…und DAS ist mir wichtig, DAS ist selbstverständlich für mich.

Ich stelle mein Leben hinten an. Wieder. Es macht mir nichts aus. Zum Einen habe ich sowieso kein Leben mehr und zum Anderen ist es auch eine Art Leben. Hr. Maurer (palliativ Dienst) sprach mit mir heute darüber, etwas besorgt. Ich meinte, es überrasche mich selbst, wie ich das alles wegstecke und wie „gut“ ich damit klar käme. Ich kann es einfach! Zu seiner Beruhigung sagte ich noch, wenn mir alles zu viel würde, wäre ich natürlich bereit mir Hilfe zu holen. In seinen Augen sah ich, dass er mir nicht glaubt. Er war aber zufrieden mit diesem Zugeständnis.

Jetzt schon bekomme ich wieder Lob und Anerkennung vom pall. Dienst. auch die Psychologin im Krankenhaus war erstaunt über mein Verhalten. Ganz Ehrlich? Interessiert mich nicht. Ich bin, wie ich bin…

Wieder kommen alte Gedanken hoch. Vielleicht ist es doch mein Weg. Der Weg in die Sterbebegleitung. Ich hab die Ruhe, die Gedult und die Kraft. Ich kann Kraft geben, ohne selbst welche zu haben. Es geht…

Ich vermisse mein altes zu Hause. Ich vermisse Vorderhauszote, ich vermisse Rocky…sogar Rumpelstilzchen… Auch wenn wir im täglichen Kontakt sind…telefonisch, oder per WhatsApp… Auch wenn man nicht weiß warum Veränderungen stattfinden, man unsicher ist, oder gar Angst verspürt…man muss Vertrauen haben. Manchmal kann man seinen Weg nicht beeinflussen, aber man muss darauf vertrauen das alles richtig ist. Es passiert alles dann, wenn es passieren soll. Auch wenn wir es nicht verstehen.

Wenn einem etwas genommen wird, wird es mit etwas schönerem, höherem, oder besserem ersetzt werden..ich frage mich persönlich – was erwartet mich? Da gibt es nichts mehr…nichts, das in meiner Vorstellung existiert. Mein Baby ist mein Maßstab..darüber gibt es nichts..darüber kann es nichts geben…was soll es darüber noch geben…da ist nichts…ich kann damit leben…denn ich erwarte nichts.

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