Heute kam das Pflegebett für Pa. Zwischen 14 und 17 Uhr sollte es kommen, um kurz von 5 kam es dann auch. Der Typ vom Sanitätshaus baute es schnell und routiniert auf. Es steht im Wohnzimmer, damit Papa bei uns sein kann und nicht so abgeschoben hinten im Zimmer liegt.
Es ist das gleiche Bett wie wir hatten. Es ist ein seltsames Gefühl wieder so ein Bett zu sehen…wieder im Wohnzimmer…Erinnerungen kommen hoch. Es bedeutet den Anfang vom Ende…wie lange wird es dauern, wie heftig wird es werden, wie anstrengend für uns alle….wieviel Schmerz kann man ertragen.
Ich schaue auf das Bett und lasse meine Gedanken kreisen. Selbst meine eigenen Erinnerungen scheinen mir fremd. Als hätte ich alles nur mal in einem Film gesehen. Es kommt nicht an mich ran. Ich denke, wenn ich es jetzt an mich lasse wird nichts funktionieren. Meine Stärke nicht, meine Funktionalität nicht. Gar nichts.
Ende der Woche kommt Pa nach Hause. Dann geht es richtig los. Mama ist zur Zeit zu Hause und ich kümmere mich um sie. Sie ist stabil, braucht aber auch pflegerische Unterstützung. Sie hat ständig einen Infekt. Jeder Atemnotsanfall könnte der letzte sein. Ihre Lunge ist auch am Limit…jeder Arzt sagt ihr, ihm Krankenhaus ist sie besser aufgehoben, ansonsten kann es auch tödlich enden, wenn sie zu Hause ist. Im Krankenhaus wird sie nach ein paar Tagen Heim geschickt, denn sie können nichts weiter machen. Sie selbst meint auch, Antibiotika kann sie auch zu Hause nehmen…stimmt ja schon, aber….wenn sie hier keine Luft bekommt kann es zu spät sein bis der Rettungsdienst da ist. Wie gesagt…im Krankenhaus wird sie aber nach ein paar Tagen Heim geschickt. Was bliebe wäre eben auch die palliativ Station…. Schlimm sind die Nächte…ich habe wieder diesen Alarmschlaf. Ich höre ein Geräusch das ich als ungewöhnlich empfinde und bin wach….oder habe immer im Hinterkopf das sie mich wachklingelt, weil sie keine Luft bekommt…
Was mir auch etwas Sorge bereitet ist – unter der Woche bin ich da…am Wochenende meine Schwester. Abgesehen davon das sie nicht genug Kraft hat Papa zu heben, weiß ich nicht wie sie die doch unangenehmen Dinge der Pflege meistern soll…sie hat Ahnung von Pflege, alles gut…es ist aber nicht jedem gegeben, …naja..muss ich nicht ausführen…
Vielleicht ist es möglich das am Wochenende, in der Früh, ein/e Krankenpfleger/in kommt um eben die morgentlichen unangenehmen Dinge zu erledigen…mal sehen. Ich muss morgen mal mit den Ärzten darüber reden. Es wäre ja nicht für immer. Nur so lange bis ich hier her umgezogen bin. Dann bin ich ja immer da….
Vorderhauszote ruft mich jeden Tag an bzw. schreibt mir über WhatsApp. Er fragt wie es mir geht und möchte auch auf dem Laufenden gehalten werden was meine Eltern betrifft. Es hilft mir und gleichzeitig macht er es mir schwer damit. Ich hadere sowieso damit aus meinem Revier weg zu müssen. Er kümmert sich immer noch um mich, ist da für mich wenn ich ihn brauche und er sagt, dass er mich vermisst…es überwiegt aber diesen Anker zu haben. Er hält die Stellung, meinen Platz frei…ein schönes und warmes Gefühl.
Morgen fahre ich zu Pa ins Krankenhaus. Rede mit den Ärzten und danach schnell zu mir. Paar Sachen packen zum sofortigen Mitnehmen. Dann sehen wir uns, wenn auch nur kurz, aber wichtig…wichtig für ihn und auch für mich.
Ich muss aber erst schauen wie es Mama morgen geht. Wenn ich ein ungutes Gefühl habe, fahre ich nicht morgen. Ich möchte sie nicht so lange alleine lassen. Eine halbe Stunde ist nicht so schlimm, aber 3,4 Stunden schon….
Baby, ich brauche dich…es ist alles so verquer…ich muss mit dir reden! Bevor ich schlafe, küsse ich mein Tattoo. Es ist das einzige das ich von dir habe, was wirklich DU bist…