6 verdammte Monate

Heute ist der 10. Juli. Es ist ein Sonntag. Es ist heute auf den Tag genau 6 Monate her, das du gegangen bist…am 10.Januar..Sonntag…

Ich weiß gar nicht wie ich es bis hierhin, bis heute, geschafft habe. Für mich steht die Welt immer noch still, dreht sich kaum spürbar weiter. Die Welt um mich herum dreht sich weiter und mit ihr, ich mich auch ein bisschen. Geht ja gar nicht anders.

Mein anderes Leben ergreift immer mehr Besitz von mir. Es bleibt mir schließlich keine Wahl. Das Leben passiert einfach. Das Leben um einem herum.

Ein Verlust wäre weit weniger schmerzlich, wenn es keine Erinnerung gäbe. Es würde jemand fehlen, aber dieser jemand würde einfach ersetzt werden, sodaß alles seinen gewohnten Gang weiter ginge…

Ich befinde mich in einem, diesem, Leben ohne dich. Ich führe ein halbes Leben und doch ist es ein ganzes..irgendwie…

Ich konnte dich nicht retten. Das vermochte niemand. Es war auch nicht so vorgesehen. Egal was wir taten, nichts half. Selbst unsere göttliche Liebe hat nichts ausgerichtet, oder verändert. Es musste so sein und es ist gekommen, wie es kommen musste. Es war geschehen, es ist geschehen und es wird geschehen. Das Schicksal lässt sich nicht ändern, auch wenn einige anderer Meinung sind. Es lässt sich nicht ändern! Es lässt sich beugen und etwas formen, aber das was passieren soll, wird passieren! Es gibt kein Entrinnen.

Ich fasse es immer noch nicht. Ich habe dich sterben sehen, war bei dir als du gegangen bist. Ich denke nicht, dass du gleich zur Tür reinkommst, oder ähnliches. So ist es nicht, ich habe ja gesehen! Aber mein Verstand verweigert nach wie vor die Realität. Ich weiß das du Tod bist…aber mein Verstand lässt es nicht zu die Realität zu akzeptieren. Würde mein Verstand es zulassen, würde ich auf der Stelle Tod umfallen, glaube ich…

Es ist die bisher größte Herausforderung in meinem Leben und ich habe schon echt heftige, verstörende und zerstörende Dinge erlebt. Aber das was ich jetzt durchmache, ist mit nichts zu vergleichen…nicht mal mit den anderen verstorbenen Menschen, die mir sehr am Herzen lagen…nicht mal bei Bienschen….bei ihm trauerte ich ca. 4 Jahre…

Seit einigen Wochen drängt es mich ein Bild zu malen. Ich habe seit Jahren keinen Pinsel mehr in die Hand genommen, es gab auch nichts zu „bannen“. Ich habe aber Angst davor ein Bild zu malen…wenn ich etwas zur Leinwand bringe, etwas banne, dann ist es auch weg. Ich habe Angst was mein Unterbewusstsein zu Tage fördern wird, was es zu bannen gibt. Auf der anderen Seite weiß ich aber auch ganz genau, dass mir das helfen wird. Es war immer so…sobald etwas in einem meiner Bilder gefangen war, löste sich dieses schlechte und dunkle auf. Man könnte auch ganz banal „Maltherapie“ dazu sagen..für mich ist es mehr…für uns war es immer mehr. Mit unseren Bildern haben wir auch Kontakt zu unseren „Wesen“ aufgenommen…ich habe Angst das Bild zu malen das in mir brodelt und raus will. Wenn ich aber beginne, weiß ich auch, wie heftig das werden wird…ich bin nicht bereit dazu…

Etwa eine Woche vorher, hast du zu mir gesagt – ich wäre jetzt frei. Ich habe das schonmal in einem Beitrag angesprochen, weil ich nicht verstanden habe, was du damit meintest. Ich habe mich mit dir niemals gefangen gefühlt. Im Gegenteil! Mit dir war ich frei, so unendlich frei. Nun fühle ich mich gefangen. Gefangen in einer Welt, in einer Zeit, ohne dich!

Zu unserem Hochzeitstag habe ich 12 Rosen gekauft. 11 rote für jedes Jahr unserer Ehe und eine weiße, für das 12. Jahr…als die Rosen anfingen zu verblühen, fand ich es zu banal sie einfach weg zu schmeissen. Ich habe die Essenz aus diesen Rosen gezogen. Das Rosenwasser bringe ich zu dir auf den Friedhof und gieße das Rosenwasser über dein Grab aus. So sickert die Energie in diesen Platz, auch wenn sich dort nur deine sterbliche Hülle verbirgt.

3 Gedanken zu “6 verdammte Monate

  1. Liebe Apfelbacke,
    Ich lese schon lange mit und habe nur ein mal kommentiert. Doch langsam halte ich es nicht mehr aus. Ich lese, wie sehr du leidest unter dem Tod deines Mannes und das tut mir so sehr leid. Hast du dir mal überlegt professionelle Hilfe zu holen? Ich weiß, nicht jeder kann das so einfach und offen mit einem „Fremden“ zu reden. Doch muss ich dir sagen, dass ich es getan habe und bei mir war es „nur eine Trennung“ Vielleicht kann dir das Gespräch mit einem Psychologen helfen, den Schmerz zu bewältigen, damit du wieder mehr Lebensfreude hast.

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    • Hallo 🙂 Danke für deinen Kommentar. Ich überlege schon eine Weile zu einem Psychologen zu gehen…aber weißt du was? Auch wenn sich das hier manchmal sehr traurig liest, hilft mir das schreiben ungemein. Alle meine dunklen Gefühle halte ich hier fest und es hilft wirklich. Ich sehe meine Fort -und Rückschritte, wenn ich in meine älteren Beiträge reingehe. Ich danke dir für deine Anteilnahme und ich werde wieder Lebensfreude haben..irgendwann 🙂
      LG Veronika

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