Freitag wollte ich meine Ruhe haben, um letztmalig unsere Tradition durchzuführen. Ich wusste, wenn Geisenheimer und BF da sein würden, hätte es nicht geklappt. Tagsüber war alles soweit gut. Alltag halt und ich selbst konnte mich gut ablenken. Bis zum Abend, da spürte ich schon wie der Knoten mir wieder meine Luft abschnürte.
Ich weinte wieder viel…klar…und um Mitternacht öffnete ich den Krim und trank je ein Glas. Aus deinem Glas und aus meinem Glas. Es standen 2 Gläser auf dem Tisch, doch der Platz neben mir war leer.
Ich trinke das erste und letzte Mal in diesem Jahr mit dir. Das erste Mal, weil es das erste mal ohne dich ist und auch das letzte Mal, weil es ohne dich ist.
Danach ging ich ins Bett und weinte mich in den Schlaf. Am nächsten Tag, Samstag, war ich wie taub. Ich fühlte gar nichts. Ich machte meine Runde wie jeden Samstag. Lotto spielen, einkaufen gehen und ich habe Rosen gekauft. 11 rote Rosen für jedes Jahr unserer gemeinsamen Ehe und eine weiße Rose, für das 12. Jahr. Ich verstaute alles und machte mich los zum Friedhof.
Dort angekommen rupfte ich erstmal Unkraut. Ich pflanzte einen Strauch mit gelben Blüten und gestalte das Grab etwas um. Nachdem ich damit fertig war, setzte ich mich auf die Bank, die unweit von dem Grab steht. Ich rauchte eine und sprach mit meinem Schatz. Ich erklärte ihm, das dieser Tag schlimmer ist, als es unsere Geburtstage waren. Ich redete und redete über alles mögliche. Ich weinte nicht eine Träne an seinem Grab, war aber länger als sonst bei ihm oben.
Ich hatte etwas von dem Krim mit genommen und trank einen Schluck. Den Rest habe ich ihm über sein Grab gegossen. Ich verabschiedete mich und ging wieder nach Hause.
Es war bereits Mittag und es kamen Leute zu besuch. Uli kam vorbei und wir besprachen das weitere Vorgehen bzgl. der Steuersachen, welche ich für sie erledige. Kurze Zeit später kam auch Vorderhauszote vorbei. Er war der einzige, der die Rosen bemerkt hatte. Alle anderen haben sie nicht gesehen…ist nicht schlimm für mich, aber doch bemerkenswert wie die Menschen mit Scheuklappen durch die Gegend rennen und sich „Freunde“ schimpfen.
Am Abend kamen dann Geisenheimer und BF vorbei, es war ja auch schließlich Fussballabend – Deutschland gegen Italien! War ein lustiger und sehr spannender Abend. BF ist nicht über Nacht geblieben, gab auch bisschen Knatsch mit Geisenheimer. Ich war froh darüber. Nicht über den Knatsch, aber das ich nach dem Fussball wieder alleine war.
Dieser, unser 12. Hochzeitstag, war komisch und schwer. Wir haben immer etwas gemacht an diesem Tag. Wir waren bei Körperwelten, auf der DoKumenta in Kassel, haben alle Freizeitparks durch usw. …dieser, der 12. Hochzeitstag, war nun einfach nur leer. Alltag, nichts besonderes mehr..
Ich habe akzeptiert, dass du gehen musstest. Ich akzeptiere nicht, dass du gegangen bist!
Ich habe die Tage einen Spruch von dir gefunden, den du immer wieder mal gerne gesagt hattest, wenn etwas schreckliches passiert war.
„In jeder Widrigkeit des Schicksals steckt ein gleich großer, oder ein noch größerer Keim eines Vorteils“
Seitdem denke ich darüber nach. Was soll das für ein Vorteil sein? Ich sehe keinen. Wie kann ich aber auch einen Vorteil jetzt darin sehen? Das wird etwas sein, das sich mir selbst in einigen Jahren erst erschließen wird…
Bis dann