Gestern Mittag hatte ich mal etwas Hunger. Ist bei mir ja so eine Sache mit dem Essen in letzter Zeit… Wie auch immer, ich habe mir aus Bequemlichkeit eine TK Paella geholt. Gegen 13 Uhr machte ich mir diese und habe gegessen. Hat gar nicht mal schlecht geschmeckt. Der Tag plätscherte so vor sich hin. Ich machte meinen Kram, weinte immer mal und schaute fern. Am Nachmittag kamen Geisenheimer und Vorderhauszote vorbei. Vorderhauszote blieb nicht lange und gab sich die Klinge mit dem Bärtigen in die Hand.
Wir saßen gemütlich da und auf einmal wurde mir komisch. Ich bekam ein Magengefühl, welches sich schnell zur Übelkeit erhob. Was ist denn jetzt los?, dachte ich mir. Ich habe doch gar nichts gemacht… Den beiden blieb es auch nicht unbemerkt und sie fragten mich, ob es mir gut gehe. Ich wäre etwas blass aufeinmal. Ich sagte, mir sei schlecht – ich glaube ich muss auch gleich brechen. Ich trank ein Schluck Wasser und eine Hitzewelle ergriff mich. Mein Magen fing an zu zwicken und ich entschuldigte mich kurz. Ich ging aufs Klo und dann fing es an. Als mir übel wurde, war es so ca. 16 Uhr…gegen 17 Uhr hing ich nur noch über der Schüssel… Kurz ging es mir wieder gut, ging ins Wohnzimmer und keine 10 Minuten später das gleiche Spiel.
Die Boys fragten sich und mich was los sei. Ich rätselte nur kurz. Mir ist schnell in den Sinn gekommen, daß ich ja Paella gegessen hatte..da waren Muscheln drin. Die waren wohl nicht mehr gut… Ich hatte vor 3 Jahren mal eine Muschelvergiftung und das hat sich genauso angefühlt. Nur nicht so heftig wie damals. Ich sagte, ich hätte wohl eine Lebensmittelvergiftung. 2 Stunden lang rannte immer wieder ins Bad und erbrach mich. Irgendwann war ja der Magen auch leer und die Galle kam hoch. Ich hatte Krämpfe, weil mein Körper alles loswerden wollte – es war aber nichts mehr da..
Ich machte mir einen Kamillentee um den Magen zu beruhigen. Geisenheimer machte sich große Sorgen und wollte mich ins Krankenhaus fahren. Ich lehnte ab, es würde schon langsam wieder besser werden. Auch der Bärtige schaute mich mit sorgenvollen Augen an. Ich beruhige die beiden, es sei alles gut. Ich werde es schon überleben, kenne dieses Spiel schon. Gegen halb 9 sind die beiden dann gegangen. Geisenheimer wollte mich später anrufen, um nach mir zu fragen. Ja mach das – sagte ich.
Als die beiden weg waren, machte ich mir noch einen Tee. Ich legte mich auf die Couch und strich mir über meinen Bauch. Es beruhigte sich tatsächlich wieder. Damals konnte ich nicht aufhören zu brechen, es ging die ganze Nacht so. Diesmal war es „nur“ ein kurzer Schauer. Hat aber auch gereicht, war schon heftig…gegen 22 Uhr machte ich das Licht aus und legte mich wieder hin. Ich bin mehrmals in der Nacht aufgewacht, weil mein Magen immer mal krampfte. Aber alles nicht so schlimm. Ich hoffte nur, daß es mir am nächsten Morgen besser geht.
Heute morgen wachte ich auf und fühlte mich etwas schwach. Ist ja auch kein Wunder. Ging aber insgesamt ganz gut. Ich machte mir wieder einen Tee und ging duschen. Danach war ich wieder fit und keine Spur von gestern war zurück geblieben. Ich machte mich fertig und ging erstmal runter auf die Bank. Miete einzahlen usw.. Danach bin ich auf den Friedhof gefahren. Es nieselte leicht, was mich aber nicht weiter gestört hat. Ich war positiv überrascht das noch niemand das Kreuz und das Herz geklaut hat. Als ich am Grab ankam begrüßte ich meinen Engel bzw. seine Hülle. Ich sprach eine ganze Weile mit ihm…total bescheuert eigentlich, denn mein Schatz ist bei mir zu Hause..bei uns zu Hause…
Dann lief ich nach Hause…das macht den Kopf frei…mir ging es gut, musste diesmal nicht an seinem Grab weinen. Als ich nach Hause kam, räumte ich erstmal auf. Spülte ab, wischte die Böden und stellte die restlichen Pflanzen raus in den Garten – ist ja nicht mehr so kalt. Ich setzte mich an meinen Lappi und bezahlte erstmal alles, was zu bezahlen ist. Dann schaute ich in mein E-Mail Fach – keine Aufträge für heute drin. Auch gut. Vormittags läuft auch nichts groß in der Glotze, also schaltete ich das Radio an.
Ich hörte kaum die ersten Zeilen, die ersten Töne von dem Titel der gespielt wurde, schossen mir die Tränen in die Augen…es war nicht mal ein besonderes Lied, ich habe dazu keine emotionale Verbindung..aber ich hatte ein Bild im Kopf und das hat mich gepackt… Rod Stewart – Sailing… Ich weinte vor mich hin und betrachtete dieses Bild in meinem Kopf. Ich habe es für mich so interpretiert, wie ich mich eben fühle… Ich bin auf hoher See und versuche nach Hause zu kommen..nach Hause zu ihm..aber dieses Unterfangen ist endlos. Er ist zu Hause…aber nicht hier…er ist auf der anderen Seite, so unerreichbar für mich.
Can you hear me, can you hear me?
Through the dark night, far away?
I am dying, forever crying
To be with you, who can say
Ich bin noch eine ganze Weile „auf See“ bis ich meinen Engel wieder sehe…und ich weiß, daß ich ihn wieder sehen werde…ich bin innerlich so kaputt..so zerstört. Ich bin nur am Lachen und schau das ich Spaß habe. Aber wenn ich alleine bin, komme ich nicht darüber weg. Dann schaffe ich es oft nicht mich abzulenken. Ich muss da durch, ist ja auch nicht das Problem. Wie lange schaffe ich es aber so? Das ich auf der einen Seite die Stärke habe und auf der anderen Seite so schwach bin?! Feeling like Jekyll and Hyde…und noch paar anderen…
Wie ist das denn bei anderen? Jedes Wesen trauert auf seine ganz eigene Weise, daß weiß ich, aber die Psychologie des Trauerns ist doch zumindest ähnlich? Jeder durchläuft gewisse Trauerphasen. Aber es gibt Menschen, die durchlaufen diese relativ schnell, und es gibt Menschen, die in einer Phase ewig stecken bleiben.
Naja…jeder Mensch trauert anders.
Heute ist Freitag…Ich werde wieder eine Menge Spaß haben mit meinen Leuten. Ich freue mich drauf. Trotzdem, oder gerade deswegen – du fehlst mir so….
Bis dann