Die Beisetzung

Donnerstag hatte ich eigentlich nur geweint..meine Augen war verquollen und ich mochte mich selbst nicht sehen. Aber so werde ich in der nächsten Zeit aussehen…das ist ok für mich..ich habe mein Liebstes verloren…ich bin nicht mehr Ganz…

In der Nacht habe ich schlecht geschlafen und war am Freitagmorgen recht früh wach. Ich weiß gar nicht mehr genau was ich alles gemacht habe..war etwas einkaufen…mir „sein“ Lied angehört..geweint.. Gegen 10 halb 11 habe ich mich umgezogen. Schwarze Unterwäsche, schwarze Hose, schwarzes Untershirt und ein schwarzes Hemd. Dazu sein Deo und sein Parfum. Ich stand vor dem Spiegel und betrachtete mich, ob ich so gehen kann..ob ich gut aussehe für meinen Engel. Ich hörte ihn wie er mir sagte – meine kleine Chicke…ich brach in Tränen aus, fehlt mir seine Stimme doch so sehr..

Ich lief nur auf und ab. Mal in die Küche, wieder ins Wohnzimmer, ich habe keine Ruhe gefunden. Jedesmal wenn ich saß, sprang ich wieder auf…ich konnte alles nicht ertragen. Gegen halb 12 kam Geisenheimer. Er hatte die Uhr dabei von Schatz. Der Verschluss war kaputt, und er hatte sie am Donnerstag mit genommen zum reparieren. Ich freute mich und strich sanft über seine heissgeliebte Uhr..eine Titus…das Datum stimmte nicht und ich kurbelte mir einen Wolf. Habe aber das Datum nicht gefunden…hauptsache die Uhrzeit stimmt und ich zog die Uhr an…seine Uhr…seine geliebte Titus.

Geisenheimer hatte den Jacky vergessen (Jack Daniels) und ich flitzte noch mal los an den Kiosk. Ich trinke keinen harten Alkohol, aber ich wollte ein kleines Schnapsgläschen voll trinken – auf meinen Engel – vor der Beisetzung..Gegen 12 Uhr gingen wir zum Blumenladen….der Kranz war wunderschön. Er war in Rot gehalten, wie ich es wollte. Rosen und Gerberas, mit weißen Schleierkraut. Auch meine 3 langstieligen Rosen waren wunderschön gebunden, mit einem schwarzen Band. Zu Hause habe ich an das Band noch 2 goldene Herzen angebracht. Auf jeder Schleifenseite eines.

Die Zeit raste..ab halb 1 hat es nur noch an der Tür geklopft und um viertel nach 1 waren soweit alle da. Ich stellte 8 Schnapsgläschen auf den Tisch und füllte sie mit Jacky. Kurz vor halb 2 klopfte der letzte Nachzügler, wir waren bereits im Aufbruch gewesen. Jeder von uns nahm ein Glas und wir stießen auf meinen Engel, unseren Freund an. Dann raus und alle auf die Autos verteilt, damit niemand mit dem Bus fahren muss. Der Weg zum Friedhof war schlimm..keine 5 Autominuten entfernt..ich weinte wieder…

Auf dem Friedhof angekommen, kam auch zeitgleich alle anderen. Die Familie, Freunde aus der anderen Ecke, unsere engeren Freunde waren ja mit mir unterwegs…erstmal jeden vorgestellt und die Verhältnisse geklärt. Wer ist verwandt, wer ist Freund usw…ich versuchte nicht dauernd zu flennen, hat aber nicht geklappt. Bruder nahm mich in den Arm und ich sagte ihm, daß ich das nicht schaffe..ich kann das alles nicht..er sprach kurz mit mir und ich wusste ja selber, daß ich diesen Gang machen muss…werde…dann gingen wir alle Richtung Trauerhalle. Dort haben wir uns alle hingesetzt und ich sah die Urne. Ich weinte wieder…

Geisenheimer schloss den Player an und die Boxen..sein Lied fing an zu spielen…etwa 10 Sekunden später stockte es und die Musik hörte wieder auf. Katastophe! Ich weinte…auch meiner Freundin stockte der Atem – hatte ich es mir doch so gewünscht..und nun sowas.. Der Pfarrer kam vor und fing seine Rede an. Ich fand das so toll – er hat das mit der Musik gleich aufgegriffen und so seine Rede eingeleitet.. Er sagte sowas wie (nicht im Wortlaut) – so ist es im Leben. Es läuft nicht alles so wie man es plant, wie man sich es wünscht..und sowas in der Art eben…aber soo toll. Die Rede war sowieso so schön.

Nachdem die Rede fertig war, gab es die Schweigeminute..mich hörte man schluchzen…er segnete die Urne und sagte, daß wir nun uns alle erheben. Ich stand auf, ging zum Pfarrer und ich bekam meinen Engel in meine Hände. Der Pfarrer sagte – vorsicht, ist etwas schwer…die Urne war schwer..keine Ahnung…6,7 Kilo wird das schon gewesen sein..aber absolut ok…“schwer“ war die Urne aus einem ganz anderen Grund. Ich ging vor, neben mir der Pfarrer und der Friedhofstyp. Dann kamen alle anderen. Sind alle hinter mir gelaufen.

An dem Grab angekommen, übergab ich die Urne dem Friedhofstyp. Davor küsste ich die Urne und sagte: Ich liebe dich so mein Schatz… Der Friedhofstyp ließ die Urne in die Erde und trat zurück. Der Pfarrer sprach noch ein paar liebe Worte und sprach das Vaterunser. Nachdem er fertig war, macht er eine Geste. Es war soweit. Der allerletzte Abschied war gekommen. Das letzte „geifbare“ musste ich nun loslassen. Meine Schwester wusste erst nicht, ob sie mit mir hingehen sollte. Ich packte sie aber an der Hand und sagte, daß sie mit vorkommen muss. Ich stand dann also an seinem Grab. Ich kniete nieder und es brach aus mir heraus…es war sehr dramatisch…

Für einen ganz kurzen Moment dachte ich mir noch – oh man, jetzt sehen mich alle an..ich bin kein Mittelpunkttyp..aber gleichzeitig war der Gedanke wieder weg und ich weinte bitterlich an seinem Grab. Ich klammerte mich an die Rosen und dann sagte ich wieder: Ich liebe dich mein Engel….und legte die Rosen zu seiner Urne. Ich küsste meine Hand und dann berühte ich sein Grab. Ich übergab ihm einen letzten Kuss von mir. Danach legte meine Schwester ihre Blumen zu ihm. Ich stand wieder auf und trat einen Schritt zurück. Alle anderen verabschiedeten sich nun von meinem Schatz..ihrem Freund…ihrem Bruder..ihrem Schwager…Onkel. Danach kamen alle zu mir und kondulierten. Dann stellten sie alle hinter mich. Als alle durch waren, kam der Pfarrer nochmal zu mir und verabschiedete sich; wünschte mir viel Kraft für meinen weiteren Weg. Ich bedankte mich für alles bei ihm und einen extra Dank für die wunderschöne Rede.

Es haben alle geweint. Ich war nun schon auf einigen Beerdigungen. Aber ich habe noch nie gesehen, daß ALLE geweint haben, schon gar nicht die Männer…bei meinem Engel hatten sie alle Tränen in den Augen…weil sie alle einen echt lieben, gutmütigen und treuen Freund verloren haben…vielleicht auch ein bisschen deshalb, als sie gesehen haben, was ich für einen Verlust erleide…

Wir sind wieder alle auf den Parkplatz gegangen und haben dann die Leute neu auf die Autos verteilt. Nicht alle wollten mit auf die Trauerfeier. Dann haben wir uns verabschiedet und sind ins Leib&Seele gefahren. Dort waren wir immer noch um die 20 Leute und es war sehr schön. Ich hatte rießen Bammel vor der Trauerfeier, aber es war so schön. Wir haben viel gelacht, an meinen Schatz gedacht, geredet, geweint. Es war eine schöne Trauerfeier..mir hat mein Schatz aber gefehlt..er wird mir immer fehlen…gegen 8 Uhr Abends haben wir uns dann aufgemacht nach Hause. Seine Geschwister sind noch da geblieben und in einem späteren Telefonat habe ich gehört – die waren noch bis halb 1 in der Nacht dort. Unsere engen Freunde sind jedoch schon gegen 8 gefahren. Ein paar Leute noch früher, haben Kinder, oder noch andere „Termine“. Aber seine Geschwister und die meisten unserer Freunde hatten viel Spaß, neben der Trauer..

Teil 2 im nächsten Beitrag…

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s