Ich war natürlich wieder früh wach..ich habe immer noch die „Zeiten“ drin..das wird sich geben..irgendwann..hoffe ich.
Ich konnte nicht weg. Die wollten ja das Bett abholen. Im Laufe des Vormittags…wie ich solche Angaben hasse. Gegen 10 Uhr dachte ich mir aber, was solls…sagte unserem Nachbarn bescheid, daß ich mal eben 10 Minuten weg bin, ob er er aufpassen könnte, weil die das Bett abholen kämen. Kein Problem sagte er – und ich gab ihm unseren Haustürschlüssel. Wie es nämlich so ist – immer dann wenn man nur mal ganz kurz weg ist, kommen die Leute….ich flitzte also los. Lotto spielen, kurz in den Tante E Laden. Wieder nach Hause..die waren nicht da wegen dem Bett. Auch gut. Bin dann raus und habe die Nummerschilder vom Auto abgemacht..fand ich so traurig…sein Autosche…unsere „Zicke“.
Ich lief nur in der Wohnung hin und her, fand keine Ruhe. Gegen halb 12 kamen der Typ dann endlich und hat das Bett inerhalb von 10 Minuten abgebaut. Obwohl ich es endlich weg haben wollte, kam es mir dann aber wieder wie ein kleiner Abschied vor…es war seltsam. Noch seltsamer aber war es, als ich den Tisch wieder an seinen Platz stellte. Es war so viel Platz auf einmal in der Wohnung..es ist alles wie vorher…und doch ist es nicht so. Es ist so viel Platz auf einmal wieder – und es ist so leer..mein Engel fehlt…es ist auch kälter in Wohnung als vorher. Seine Wärme.. unsere Wärme ist nicht da…
Ich machte mich fertig und bin runter in die Stadt. Erst in DM, dann in C&A nochmal, dann in den Listman. Dort traf ich eine gute Bekannte, die dort arbeitet. Wir unterhielten uns kurz. Ich holte einen Gold Lackstift für die Urne. Dann wieder schnell nach Hause. Ich weiß gar nicht warum ich so geflitzt bin, ist doch keiner mehr da der auf mich wartet und sich freut, wenn ich wieder da bin…trotzdem.
Ich packte alles an seinen Platz, Shampoo etc und packte meine Sachen. Auch die Nummernschilder hatte ich dabei. Auf zu meinen Eltern. Als ich dort ankam, war es auch erst wie immer. Die ersten 1, 2 Stunden waren gut. Es war, als wäre ich halt nur zu Besuch dort. Mein Papa schaute Fussball, Mama und ich spielten Rommé. Dabei erzählte ich ich wie die Einäscherung war. Dann fing es auch an komisch zu werden. Als ich mich dann am Abend umgezogen hatte, Jogginghose usw, überkam mich ein schlechtes Gewissen. Ich war soweit weg von zu Hause (Nordenstadt). Ein seltsames Gefühl. Ich weiß ja, daß mein Baby nicht mehr da ist, trotzem hatte ich dieses blöde Gefühl nicht zu Hause zu sein…bei ihm..
Im Fernseher lief nichts und wir haben dann eine DVD geschaut. Mockingjay Teil 1 von Tribute von Panem. Ich versuchte den Film zu schauen, aber meine Gedanken schweiften immer wieder ab…der Film war zu Ende, es war halb 11 Uhr etwa..ich wollte ins Bett gehen. Meine Eltern auch. Recht schnell schlief ich ein…wie immer wachte ich zu unseren Zeiten auf und schlief von da an nicht mehr so gut. Um 7 Uhr bin ich dann hoch und geisterte leise durchs Haus. Um viertel nach 8 fing ich an die Rollos hoch zumachen und hörte wie mein Papa auch aufstand. 20 Minuten später auch die Mama. Normale Zeit bei ihnen.
Der Vormittag ging schnell rum. Gegen 11 Uhr kam meine Schwester und es gab Mittagessen. Kohlrouladen. Das erste richtige Essen seit langem wieder… Wir spielten Mensch – ärgere – dich – nicht und Rommé wie immer..und eben weil es „wie immer“ war, war es wieder seltsam. Ich schaute auf die Uhr, immer wieder, und stellte mir vor wie es war, als mein Schatz gegen halb 4 an der Tür klingelte um mich abzuholen…heute würde er nicht kommen….er wird nie wieder kommen mich abzuholen…
Zur gewohnten Zeit hörten wir auf zu spielen und wir machten uns fertig. Als wir zum Auto gingen rief mich Bruder an. Wir redeten etwas. Ich musste meine Tränen unterdrücken, war es doch sehr schwer die Informationen weiterzugeben, die er noch nicht kannte. Meine Sis fuhr mich nach Hause und blieb noch einen kurzen Moment. Ich erzählte ein paar Details wie es war und musste weinen..meine Sis umarmte mich und weinte auch..
Als sie gefahren war, kamen gleich 2 Freunde. Unser Nachbar und die Vorderhauszote. Blieben kurz, wenn was wäre – sie sind für mich da. Dann war ich alleine..bin es noch. Ich trinke ein Glas Wein, vielleicht auch 2..der Ofen ist auch angefeuert..es wird warm in der Wohnung und doch ist mir kalt…mein Engel fehlt mir..seine Wärme, seine Nähe…seine Stimme..sein Lachen…
Morgen bekomme ich den Termin für die Beisetzung…mit dem Pfarrer treffe ich mich dann auch bald…die Woche wird richtig schwer für mich und es hört nicht auf…wenn die Beisetzung dann war – muss ich versuchen meinen Alltag in mein Leben zu bringen…ohne ihn..
Bis dann