Der Tag war gestern noch nicht zu Ende

Ich war gestern so gegen halb 5 nach Hause gekommen. Erstmal eine Waschmaschine angeschmissen, bisschen aufgeräumt und wollte dann duschen gehen. Um halb 6 etwa klingelte mein Handy und mein Schatz war dran. Guter Dinge bin ich ans Telefon und mein Schatz klang ganz aufgeregt. Er klang verzweifelt und aufgelöst. Was war passiert?

Ich sollte bitte nochmal ins Krankenhaus kommen und ein paar Dinge mitbringen, die er vergessen hatte wie zB eine Bodylotion. Keine Frage für mich!
Habe mich wieder angezogen, die Waschmaschine ausgemacht, die Sachen gepackt und bin nochmal raus ins Krankenhaus.

Dort angekommen wurde ich schon am Fahrstuhl im 5. Stock erwartet. Als er mich sah, hat er mich erstmal fest in den Arm genommen. Das hat mich wahnsinnig verunsichert.
Wir sind ins Zimmer gegangen und da hat er mir einen Zettel in die Hand gedrückt. Vorher erzählte er mir noch, dass es erst gehießen hat, er käme zur Bronchoskopie, dann eben die Drainage. Danach auf die Wachstation zur Kontrolle nach OP, eventuell auch gleich aufs Zimmer – wie die Kapazitäten eben wären.
Das hat sich geändert. Die OP findet statt – nur das er dann NACH der OP auf die Intensivstation kommt! Das war ein Schock für meinen Engel, damit haben wir nicht gerechnet und es war im Vorgespräch auch keine Rede von! Es soll sich „nur“ um 2 – 3 Tage handeln, aber trotzdem…mein armes Baby..

Auf diesem Zettel stand drauf, was er auf die Intensiv mitnehmen darf; hat dazu einen Beutel bekommen zum Sachen packen. Den Rest im Koffer/Tasche lassen, dass würde weg gesperrt werden solange er auf Intensiv ist.
Wertsachen sollte man lieber nicht dabei haben.

Er hat mir sein Geldbeutel gegeben, sein Handy, sein Schlüssel, seine heissgeliebte Uhr. Ich fand das alles sehr schrecklich. Vorallem das ich sein Handy mit nehmen musste.

Wie soll ich ihn anrufen, oder eine Gute Nacht SMS schicken? Wie soll er mir eine Gute Nacht SMS schicken??

3 Tage sollten es sein…nun ist er übers Wochenende wahrscheinlich noch drin. Einerseits ist es ja gut, dass er richtig behandelt wird, aber das war weder unser Plan – noch unsere Erwartung.

Nachdem dieser Schock halbwegs verdaut wurde, haben wir aber auch schon wieder gelacht, nachdem ich ihm erzählt hatte was ich die Stunde zu Hause erlebt hatte.
Er hatte ein paar Sachen auf dem Tisch stehen, die ich schon von meiner Mam kannte, als sie auf der Lungenstation war.

So ein Ding mit 3 Zylinder und 2 gelbe Teilen. In einen Schlauch muss man ausatmen und die gelben Dinger fangen an zu schweben. Diese gelben Dinger soll man dann so lange es geht auch in der Schwebe halten. Und ein Teil das aussieht wie eine große Pfeife. Da muss er reinpusten und dann dreht sich in dem Ding ein Teil was ein lustiges Geräusch macht. Das dient zur Stärkung der Lunge und ist ein Teil der Atmentherapie.

Beides sollte er für 10 Minuten machen, was er getan hat, als ich zu Hause war.

Während ich da war, kamen auf einmal der Chefarzt und 3 weitere unheimlich „wichtige“ Ärzte rein und sprachen kurz nochmal den Ablauf ab bzw. haben sich vorgestellt. Waren die OP Ärzte.

Der Chefarzt, der einen Narren an meinem Mann gefressen haben muss, sagte sowas wie: „Na, wir werden uns gut um unseren Indianer kümmern.“ Und lächelte dabei.

Mein Mann sieht wirklich aus wie ein Indianer. Liegt an seinen langen Haaren und seinem markanten Gesicht. Der Arzt hatte in der Sprechstunde schon gemeint, er wäre ein Indianer.

Dann sagte der Chefarzt aber was, das hat mich hellhörig gemacht. Er meinte, das der Pleuraerguss WENIGER geworden ist!

Das fand ich super – denn dass hätte ich nicht erwartet, nach dem mein Schatz wieder Schmerzen bekam. Ich dachte, der Tumor wächst bzw sondert mehr und mehr Wasser ab und daher kommen die Schmerzen.

Ich bilde mir nun ein: Schatz trinkt seit fast 2 Wochen 2 – 3 Liter (verdünnt) selbstgepressten O-Saft, oder anders, den Saft von 12 (Saft)Orangen am Tag und das ist schon mal sehr viel Vitamin C…dazu viel Obst über den Tag verteilt…Aprikosen, Himbeeren, Banane usw.

Ich denke nicht, dass es die Aprikosenkerne waren – denn 1 Kern am Tag hat keine Wirkung, er müsste zwischen 40 und 60 dieser Kerne essen. Aber das Vitamin C hat mit Sicherheit dazu beigetragen, dass Immunsystem so zu boosten, dass das Wasser weniger geworden ist!

Ich stütze mich darauf, da Naturheilpraxen hochdosiert Vitamin C als Infusion begleitend zur B17 Infusion geben.

In Heidelberg wird zur Zeit eine Studie durchgeführt – eine Immuntherapie gegen Krebs..auch mit hochdosiertem Vitamin C..zwar auch anderes, aber eben mit Vitamin C!!!

Das schürt natürlich meine Hoffnung und zeigt mir auch, dass ich auf dem richtigen Weg bin ihn mit der Kraft der Natur und den Selbstheilungskräften zu stärken. Und wer weiß..vielleicht passiert ein Wunder.

Ich bin vorsichtig mit so Aussagen eigentlich, denn je mehr ich mir Hoffnung mache, umso tiefer werde ich fallen. Aber auf der anderen Seite ist es mir egal – ich muss versuchen ihn zu retten mit allen Waffen die mir zu Verfügung stehen! Wer weiß schon was passiert.

Wenn mein Engel aus dem Krankenhaus kommt, werde ich die Kerne steigern, damit er in 1, 2 Monaten dann auf 40 – 50 Kerne kommt. Erst dann wird es auch interessant. Ich bete…

Heute Nacht wird die schlimmste Nacht für mich

Trotz den eigentlich guten Nachrichten, habe ich Angst.
Jeder der meinen Blog hin und wieder liest weiß, das wir eine Tradition haben.
Bei unseren Geburtstagen bleiben wir bis Mitternacht auf und um Mitternacht köpfen wir eine Flasche Krim und stoßen an.

Das machen wir auch bei unserem Hochzeitstag, welcher morgen ist. Ich bin heute alleine zu Hause und kann nicht mit ihm anstossen.

Ich weiß nicht mal, ob es unser letzer Hochzeitstag sein wird, und ich bin alleine an unserem morgigen 11. Hochzeitstag. Zumindest heute Nacht, wenn wir eigentlich anstossen würden.

Wir haben einen Champagner im Kühlschrank. Den werde ich heute um Mitternacht öffnen und ein Glas auf uns trinken. Ich weiß jetzt schon, dass wird für mich sehr traurig…ach man….ich kann ihn nicht mal anrufen um Mitternacht…ich sehe ihn erst am Nachmittag…

Mein Mann ist älter als ich, jetzt nicht sooo alt wie ihr denkt, aber älter als ich. Mir war immer schon klar das er irgendwann sterben wird.

Dachte, sehnte, hoffte aber immer so mit – sagen wir mal – 70 Jahren oder so, ganz normal eben. Aber doch nicht jetzt! Er ist doch erst 58 Jahre alt..das ist zu früh!

Ich lege alle Hoffnung in meine Therapie und auch ein bisschen in die Schulmedizin sprich Chemotherapie..hoffentlich schlägt die auch an!

Normalerweise ist eine Chemo nur gut bei Leukämie usw…aber mal sehen und beten…

Auch bin ich super angespannt. Ich weiß nicht welches Bild sich mir bieten wird, wenn ich heute Mittag zu ihm fahre.

Wir haben jetzt gleich 9 Uhr morgens und die OP ist hoffentlich vorbei und vorallem GUT VERLAUFEN!!! Ich habe schlecht geschlafen und bin dauernd aufgewacht. Jedesmal wenn ich wach wurde, war mein erster Gedanke mein Mann.

Es tut mir so wahnsinnig weh, ihn so leiden zu sehen. Wenn ich ihm das doch blos abnehmen könnte, ich würde es sofot tun!

Bis dann

5 Gedanken zu “Der Tag war gestern noch nicht zu Ende

  1. Ach liebe ApfelBacke–
    ich glaube zu fühlen wie Du dieses Tagebuch zum Freund hast.Sicher hätte es gerne schöneres Geschriebenes gehabt –aber es nimmt auch diese traurigen oder nicht so schönen Zeilen von Dir gerne und hebt sie auf für Dich.Ein Tagebuch ist meiner Meinung nach etwas unglaublich gutes. Es ist der Kassenbon des Lebens.
    Im Jahre 2002 hatte ich auf Arbeit eine Beschuldigung der Vorarbeiterin über eine Arbeit die ich garnicht genäht hatte.Ich war Näherin und hatte mit einer anderen Kolleginnen 200 Täsch´chen zu nähen für Beatmungsbeutel.Ich habe mich gewehrt und anhand des anderen Nähmaschinenstichs–konnte man dann das mir zugefügte Unrecht klären und mich rehabilitieren.Ich war so entsetzt und dachte bei mir so etwas passiert mir nicht mehr und jetzt gibt es ein Planer indem ich genau eintrage was ich gearbeitet habe. Das war eine sehr gute Idee.Denn das eine oder andere was darauf passierte wäre vergessen gegangen und hätte nie mehr seine Wahrheit gefunden.Und genauso habe ich so einen Chefplaner auch hier zu Hause.Das ist so Klasse.
    Dann habe ich ja schon erzählt von der Akte die plötzlich verschwunden war damals bei der Mammografiepraxis.Darauf hin war ich gewarnt.Alle Op´s die ich in meinem Leben schon hinter mir habe wurde von mir genaustens dokumentiert mit allen Uhrzeiten — mit dem Benehmen der Ärzte — mit den Namen der Ärzte und den Medikamenten.Das sind seperate Büchleins die schlafen im Schreibtisch und wenn erneut was anstünde -kommen die rein ins Täschchen.Denn wenn einem mal was nicht geheuer vorkommt was im Zusmmenhang steht-liest man nach und macht sich so seine Gedanken und reflektiert das zurückliegende. Mir persönlich passte jetzt in Deinem Text diese Planänderung nicht so von Seiten der Ärtze.Vielleicht geschieht nämlich immer irgendwas wenn wir garnicht darauf vorberitet sind.Wer weis den was die Doctors hinter unserem Rücken reden. —–Ach entschuldigung–aber mein Hineinsteigern bringt garnichts. Sorry dafür. Ich kann Dir sagen bzw. schreiben wenn der Tag vorbei ist habe ich mehrmals an Dich gedacht –wie viele andere hier. So , und jetzt schaue ich auch mal was eine Maly Meditation ist. Bleib schön stark und Dein Mann soll es auch bleiben.Gruß aus Hessen,Pamela.

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    • Hallo Pamela,

      das Schreiben hilft mir ungemein und du hast Recht. Gleichzeitig ist es auch eine Dokumentation. So sehe ich das zumindest – für mich.
      Dass ich das im Internet mache, und nicht klassisch in einem Buch liegt daran, dass falls sich jemand hier her verirrt weiß, das derjenige nicht alleine ist mit diesen Gefühlen. So wie bei dir auch.
      Deine Worte geben mir so viel und zeigen MIR genauso wie es anderen ergeht.
      Das ist das Gute vomInternet. Man findet Menschen die ähnliche Schicksale teilen.

      Danke dafür 🙂
      In meinem Blog gibt es durchaus schöne Geschichten. Aber wie es Leben eben so ist, es gibt Höhen und Tiefen.

      Ich wünsche dir und deinem Mann alles Beste.

      Gruß aus Wiesbaden ;o)
      Veronika

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      • Veronika-der Lenz….ach das ist ja goldisch–und noch goldiger das ich auch aus Wiesbaden bin und seit 98 in Taunusstein wohne.Die Welt ist klein.
        Liebe ApfelBacke danke für Deine Zeilen. Ja mt den Höhen und Tiefen da könnt ich auch….aber es wär daurch nichts verändert.Habe gestern mal angeschaut was die Maly Meditation ist.Na ja gut–ich glaube auch an die eigenen innere Heilung die von mir ausgeht.Aber irgendwie muss man immer jemand aufsuchen und dem Geldchen hinbringen.Aber der Mensch hat immer Hoffnung und wenn sich einer auskennt und überzeugend argumentiert–dann würd ich es ihm auch geben.Gruß aus Wehen,Pamela.

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